Da liegen wir nun im Schlick…

… und haben viel Zeit. Denn Hochwasser ist erst am Nachmittag, und wenn man mit dem ablaufenden Wasser wieder die Weser runter will, dann sollte man das Hochwasser abwarten.

Und damit die Törn-Interessierten wie Horst S. nun nicht länger unruhig auf dem Barhocker rumzuckeln müssen, hier auch gleich die entsprechenden Tourdaten: Heute die Weser runter nach Rechtenfleth. Den Hafen kennt Reiner noch nicht – und viele andere Wassersportler auch nicht. Was gibt es dort zu sehen? Nun, keine goldenen Wasserhähne, aber viel Natur ringsum. Ein Blick auf die Weser und ihre Schiffe (wenn denn mal welche fahren) und nette Vereinsmitglieder. Und ein Toiletten-Ensemble, das bisher nach meiner Kenntnis (und die ist in diesen Dingen umfassend) noch seinesgleich sucht. Meint auch Werner. Warum? Klein, pfiffig und vor allem sauber! Alles ist auf einen Fäkaltank aufgebaut, der oben auf dem Parkplatz steht. Darauf ein quadratischer Container, dessen Eingang man über eine kleine Leiter erreicht. Hochwassersicher und irgendwie muss man ja auf den Fäkaltank kommen. Dann öffnet sich eine Tür und man findet alles, was man braucht: Kloschüssel, Pinkelbecken, Waschbecken -und alles sauber und großzügig und funktional angeordnet. Schlüssel im Vereinskasten. Wirklich prima. Aber nur deshalb fahren wir da nicht hin.

Es liegt an den Tiden und Winden.

Die Tiden liegen zu spät und die frühen noch zu früh. Man kommt nicht raus aus der Weser, ohne nicht im Dunklen irgendwo anzukommen, etwa Fedderwardersiel oder Wremen. Also bleiben wir auf der Unterweser. Da ist es auch schön. Aber wir ziehen nicht bis Mittwoch durch (das war die Reserve, wenn man mal draußen eingeweht wird und Sturmtage braucht), sondern fahren morgen – am Sonntag – wieder von Rechtenfleth mit dem auflaufenden Wasser bis Ritterhude. Dann sind wir am frühen Abend dort, ehe die Schleuse das Schleusen einstellt. So, Horst, nun weißt Du Bescheid.


Ich bin bei Ebbe heute früh erst mal ne Runde Fotografieren gegangen – durch den Hafen und über die Stege. Das ist ja hier genau „mein“ Ambiente! Alles etwas verkommen, angerostet und doch funktional, morbider Charme, umgeben von Schlick. So könnte man es nennen. Ich mag das. Und – ich wiederhole mich – ich mag es tausendmal lieber als goldene Duschhähne und Mega-Ostseehäfen.


Die Fotos habe ich mal zu einer Diaschau zusammengebastelt (man merkt, wir haben Zeit) und stelle sie Euch hier zur Verfügung, indem Ihr auf diesen Satz klickt!


Und nachher, zum Schluss, auch noch mal die Fotos hier in einer kleinen Ansammlung. Ansonsten gibt es tolle Naturphänomene hier im Natursiel zu beobachten. Und „beobachten“ heißt manchmal auch nur: akustisch und nicht optisch! Letzte Nach musste ich zum Beispiel mal raus und die Blase entleeren. Da dachte ich im ersten Moment, ich sei in Alfred Hitchcocks Horrorfilm „Die Vögel“ gelandet (wer kennt ihn noch?!)! Der Steg muss voll besetzt gewesen sein mit hunderten von Enten oder ähnlichem Geflügel! Die flogen unter irrem Geschrei alle gleichzeitig auf, während ich die Blase leerte. Gut, dass ich die alte Seemannsregel gerade anwendete, indem ich eine Hand „für den Mann“ und die andere „für das Schiff“ verwendete. Mich also festhielt an der Maststütze. Sonst hätte ich vor Schreck einen Schlick-Fall erleben müssen. Am Morgen sah man dann die ganzen Hinterlassenschaften der Entenpopulation auf dem Steg. Jetzt weiß ich auch, warum hier die Gitterrosten-Stegbeläge Verwendung finden, die bei Hunden so unbeliebt sind, weil ihre Pfoten sich darin verkanten: sie sind ziemlich Entenkot fest! Der rutscht durch, jedenfalls teilweise. Zum Glück bin ich gleich wieder eingeschlafen und wurde nicht in einen Albtraum verwickelt.

Das zweite Naturphänomen erklärt sich wie folgt: Es gibt hier Unmengen von Schilfgürteln. Darin hausen wiederum Unmengen von Stechmücken. Wir erleben hier an Bord aber keine Stechmücken. Seltsam, oder? Nein, denn es gibt auch Unmengen von Schwalben hier, die sich um die Stechmücken „kümmern“, indem sie die Schilfgürtel abfliegen und dabei den Schnabel offen halten. Und dann versammeln sie sich zur „Auswertung“ alle auf dem Geländer der Stegbrücke. Wenn ich gleich viel Glück habe, dann kann ich mit dem Tele vielleicht noch mal so eine Schwalbenversammlung ablichten.

All das erlebt man in der Marina Neuer Hafen in Bremerhaven eben nicht. Leider war zum Angeln gestern Abend dann das Wasser weg und der Rest des Dulano-Frühstücksfleisches dämmert deshalb in der Dose hier auf dem Tisch noch so vor sich hin und hofft wohl auf Anwendung an der Angel, vielleicht heute Abend in Rechtenfleth, aber da läuft dann das Wasser auch wieder weg. Dann morgen früh…