Die schönsten Schlicklöcher wollten wir besuchen – und haben es auch! Allerdings nicht, wie geplant, die an der Außenweser und darüber hinaus, sondern nur die an der Unterweser.

Warum? Nun, Tidenzeiten und unsichere Wind- und Wetterlage ließen es nicht anders zu – es sei denn, man hätte mit Gewalt irgendwo hin wollen. Aber wir wollten entspannt irgendwo hin. Nicht mit Risiko von Nachtfahrt im Watt oder mit knackigem Seegang in den Prielen oder auf der Außenweser. Man muss seine Grenzen kennen und mitunter auch die Sturm- und Drangzeit hinter sich lassen.

Das ist uns gelungen, und Reiner hat für ihn völlig neue Häfen an der Unterweser kennengelernt und sogar Mut gefasst, mit seinem eigenen großen Motorboot da selbst mal hinzufahren. Er kannte wie viele andere Wassersportler, hinter Bremen nur noch Elsfleth und dann erst wieder Bremerhaven. Und damit auch nur die tidenfreien Häfen – mit Schleusen davor. Damit könnte man zufrieden sein, wenn man zudem auch noch Wert auf super Sanitäranlagen und viel Leben um die Stege drumrum legt.

Ich wiederhole mich, aber das ist weniger meine Welt. Meine Welt sind die stillen Schlicklöcher, wo man mitten in der Natur liegt, am Ufer vielleicht sogar ein paar Obstbäume wachsen und man auch mal einen Tag mit einem Dixiklo auskommen muss. Blinkende Wasserhähne habe ich zuhause und es ist auch noch niemand gestorben, der mal eine Woche nicht geduscht hat. Im Gegenteil – sagen die Hautärzte in Sachen „zu viel duschen“. Ich bin auch noch mit einem Utensil aufgewachsen, das heute scheinbar nur noch Ministerpräsident Kretschmann in Baden-Württemberg kennt: dem Waschlappen. Bei dessen Benutzung man damals von der Mutter auch noch mitbekam, man solle ihn auch mal „unten rum“ benutzen! „Unten rum“ sagte man früher oft. Damit man nicht konkreter werden musste.


„Unten rum“ auf der Weser segele ich am liebsten. „Unten rum“ fängt bei Juliusplate Berne an und hört bei Großensiel auf. Wobei Großensiel praktisch, aber nicht schön ist. Ein Zweckhafen, wenn man weiter will. Ein Hafen, den man gerade noch so mit einer Tide von Ritterhude aus erreichen kann. Und der zum Freihafen-Abkommen gehört, weshalb man kein Liegegeld zahlen muss. Das zählt auch. Und das trotz einwandfreier Sanitärräume. Na ja, lassen wir’s dabei.

Ferner ist nur noch festzuhalten, dass es angenehm war, mit Reiner unterwegs zu sein und dass uns der Gesprächsstoff nie ausgegangen ist. Er muss noch lernen, nicht mit Riesentaschen auf einem kleinen Boot zu erscheinen (hat Werner auch gelernt), die nicht faltbar sind und immer im Wege stehen. Er wird auch viel zu erzählen haben in seinem Wassersportumfeld (sein Boot liegt beim WVHemelingen in Bremen). Und Mario, den zweiten „Neuen“ bei den ehrenamtlichen Seenotrettern in Bremen, haben wir in seiner Heimatstadt Rodenkirchen auch zum Kaffeetrinken getroffen.


Technisch war alles prima, fast alles. Denn das Klaufall für die Gaffel hatte sich aufgelöst und den oberen Block blockiert (jetzt weiß ich, wo der Begriff „blockieren“ herkommt). Das Großsegel war oben und kam nicht mehr runter. Eine Situation, die schon mal kritisch werden kann! Aber wir haben sie gut gelöst, indem wir mit stehenden und wehendem Segel einfach ins Absersiel und bis in die Box gefahren sind. Da war nämlich reichlich Wind-Abdeckung von hohen Bäumen und wir konnten Speed aus dem Boot kriegen bis zum Stillstand. Dann Mast gelegt und Fall samt Blöcken getauscht. Wunderbar, mit Kugellagern. Klickert jetzt so nett bei Bedienung.

Besonders gut hat sich die Mastlege-Winde bewährt. Die kleine (aus USA, damit Donald Trump wieder was verdient an uns) mit dem Schneckenantrieb seitlich und die mit einer 16er Nuss an einem Akkuschrauber so praktisch und kräftesparend (im Alter!) bedient werden kann. Mast legen und stellen jetzt elektrisch! Ging super. Mehrfach. Kann so bleiben.

Das Wetter war relativ stabil und gut, oft etwas zu windig und am letzten Tag mit verflauendem Wind. Bis Elsfleth schafften wir es noch unter Segeln, dann war der Diesel wieder gefragt.

Was bleibt nun?

Noch ein Viertagestörn mit Werner im September. Der wird ähnlich ablaufen, was die Zielhäfen betrifft. Ich freue mich schon drauf… Und dann ist die Saison fast vorbei. Mast bleibt unten, vielleicht noch ein Tuckern nach Neu-Helgoland oder so…


Und zum Schluss nun auch noch den Film von dem Fünftagestörn. Einfach hier klicken!


Und hier die Diaschau mit Fotos des Törns!