Frag Bauern, frag Segler…

Den Bauern frag nach der Ernte und er wird immer was zu stöhnen haben. Mal zu trocken, mal zu nass, mal später Frost oder frühe Hitzewelle. Irgendwas ist immer. Beim Segler auch. Mal kommt der Wind zu stark, mal viel zu schwach oder gar nicht, und aus der falschen Richtung kommt er eh immer. Bei uns ist das in Teilen in diesen Tagen tatsächlich so:

Draußen in der Außenweser und auf dem Watt ist reichlich Wind. Mitunter zu viel, damit es Spaß macht. Und er kommt aus der falschen Richtung, immer gegenan. Und dann die Tiden: ganz verkehrt! Hochwasser um die Mittagszeit. Dann ist NW am Abend und mit dem nächsten auflaufenden Wasser käme man in Fedderwardersiel oder gar nur in Wremen nur im Dunklen an. Das will niemand, der die Anfahrt (teils ohne Pricken, teils mit wirren Pricken) kennt!

Und weil Horst schon am Verzweifeln ist, dass wir Richtung Heimat segeln, um heute in Juliusplate Berne festzumachen, haben wir doch nur den Spaßfaktor aktiviert: Mal richtig segeln. Von Start bis Ziel. Und dann sehen, wie es weitergeht. Alles andere wäre nur ein Feld für den Diesel gewesen. Wir aber wollen segeln. Und die Prognosen lassen uns nicht gerade jubeln. Mal sehen, was wir morgen machen. Vorher noch mal alle Wetterprognosen samt Windstärken checken, mögliche Varianten aufzeigen und dann entscheiden.


Heute war es jedenfalls genau so, wie man sich einen schönen Segeltörn vorstellt!

Wir starteten am Wind in der Schweiburg, gleich nach Durchtuckern des Absersiels. Und dann „Diesel aus!“ und gesegelt- durch die Nordmündung der Schweiburg (nur für Kenner zu befahren), raumschots an Brake vorbei und Elsfleth, auch mit achterlichem Wind am Uboot-Bunker „Valentin“ vorbei, bis gegenüber vom Kraftwerk Farge und bei der Fähre die „Juliusplate“ in Sicht kam. Nie unter fünf Knoten, in den Spitzen dicht an sieben Knoten dran. Unter Segeln! Dann Segel runter und rein in den wunderschön in der Natur gelegenen Hafen! Wir wurden auch gleich vom uns bekannten und auf seinem Boot wohnenden Hafenmeister freundlich begrüßt, wie überhaupt die Leute hier nett sind im Verein. Letztes Jahr habe ich ja auch für eine Neumitgliedschaft bei ihnen gesorgt, was ja auch nicht unbedingt negativ auf mich zurückfällt. „Aaahhhh, die Dralle Deern!“ raunte es durch den Hafen mit seinem morbiden Charme von Rost und Vergänglichkeit. Die rühren hier kaum was an, weil sie im Naturschutzgebiet liegen und wer viel fragt oder beantragt, der kann auch böse hinten runterfallen, wenn er Pech hat und an die falschen Bürokraten gerät. Also schön ruhig bleiben, keine Veränderungen, und einfach so weitermachen wie immer schon. Gefällt mir irgendwie. Hat Charme. Und die Getränke sind auch günstig:



Eben haben wir eine Pause für einen Mittagsschmaus der besonderen Art eingelegt: Grundlage eine Dose Erbsenteintopf eines beliebigen Discounters, aber extrem verbessert durch feine Stücke besten Frühstücksfleisches vom Dulano-Schwein der Haltestufe 0 („Null“). Das Erbsengericht ist eine lukullische Offenbarung, auch das Lieblingsgericht, wie man hört, von Ursel G. und Horst S. – verständlicherweise. Aber heute nur eine halbe Dose vom Frühstücksfleisch, weil ich den Rest noch als Angelköder brauche, denn hier soll es dicke Aale geben und fette Barsche, die alle auf Frühstücksfleisch vom Dulano-Schwein stehen. Mal sehen, heute Abend, wenn die Flut wieder kommt, dann hänge ich mal die Angel raus….aber nicht verraten…

Festgemacht in Juliusplate Berne. Werner kennt den Liegeplatz.

Und sonst?

Nun, Reiner ist mal zum Fähranleger rüber, um mal die Speisekarte vom Restaurant zu studieren. Vielleicht gibt’s da auch Kaffee und Kuchen. Und wenn nicht, dann vielleicht am Kiosk vom Campingplatz? Er wird schon was entdecken, da bin ich sicher.

Und morgen? Keine Ahnung. Mal schauen. Vielleicht wieder die andere Richtung irgendwohin, wo wir noch nicht waren. Beispielsweise Rechtenfleth. Reiner will ja Unterweserhäfen kennenlernen, die er vielleicht mit seinem Motorkruiser, der an der Oberweser liegt, vielleicht auch mal ansteuern kann. Ob er sich aber je durch die Schweiburg-Süd-Einfahrt traut, bleibt dem Horoskop überlassen… Die Unterweser kennt viele schöne Ort, an denen die meisten Wassersportler einfach nur vorbeidonnern auf ihrem Weg von Bremen nach Bremerhaven oder umgekehrt. Das aber ist zugleich auch unsere Chance, dass die wunderschönen kleinen Häfen auch das bleiben, was sie deshalb sind: Besonderheiten! Wer beispielsweise mal eine Studie über Toiletten und Waschmöglichkeiten machen will, der kann hier allerlei Erfindungsreiches zusammentragen. Wer goldene Armaturen sucht und allzeit erreichbare Duschen, der muss woanders hinfahren. Aber dafür zahlt er dann auch. Nicht nur in bar, sondern auch durch Verlust des Erlebens wunderbarer bis mittelprächtiger Kleinode an der Unterweser. Und wer mich kennt, der weiß auch aus eigener (hoffentlich nicht leidvoller) Erfahrung, dass ich solche Kleinode jederzeit gegen goldene Duschen eintausche.

Und drittens habe ich mehr gefilmt als sonst. Die Bearbeitung der Clips erfordert aber mehr Zeit als die der Fotos. Deshalb etwas Geduld. Ich liefere immer mal wieder ein paar Clips hier nach, wenn sie fertig sind!


PS: Wieso hat Ursel G. mir eigentlich noch keinen Kommentar geschrieben?? Ist unser Maulwurf etwa bei ihr gelandet??


Uns hier kommt der Film von heute!

Klickstduhier!